Jeder Augenblick ist Buddha

Juni 2010

Kusen von Meister Tenryu während seines Besuches im TAIAN DOKAN - Dojo Bochum am 3./ 4. Juni 2010

Bochum, Do., 3.6. 10. Abendzazen:

Jeder Augenblick unseres Lebens ist Buddha 

In dem wir von innen her die Haltung erfühlen und mit Gegenwärtigkeit ausfüllen, entsteht ein subtiler Zusammenklang von Körper, Herz, Geist, Zeit. Jeder Augenblick unseres Lebens ist Buddha – Dharma. Jeder Augenblick ist Stille vor dem unterscheidenden Denken. Jeder Augenblick hat unbegrenzte Ausdehnung. Aber wir werden dessen meistens nicht gewahr, weil unser Bewusstsein damit beschäftigt ist, die Zeit auszuschmücken, den Augenblick zu dekorieren. Durch die nach außen gerichtete Aktivität unseres Bewusstseins schaffen wir jedoch eine persönliche komplexe Welt, gewissermaßen eine Welt der Illusion, in dem Sinne, das alles, was wir hervorbringen oder erschaffen, vergeht. Aber als Menschen müssen wir etwas tun. Wir können nicht nur sitzen. Wir können nicht nur still sein.

Der Geist der Gegenwart ist eine Kraft, die alle Dinge durchdringt
Es geht in unserem Weg also eher darum indem was wir tun und tun müssen, in unseren Bewegungen und Handlungen eine ruhige Aktivität zu haben. Ruhe oder Hektik in unserer Aktivität hat zu tun mit unserem Empfinden von Zeit oder unserer Erfahrung von Zeit. Jeder Augenblick unseres Lebens ist Buddha-Dharma. Das bedeutet, das jeder Augenblick ursprünglich sich selbst genügt. Manchmal werden wir dieser Tatsache erst im Moment des Sitzens gewahr. In einem Moment, in dem wir unser Licht oder den Geist nach innen richten. Wenn wir alltägliche Praxis haben, bedeutet das, dass wir in uns selbst eine Erinnerung schaffen an diesen Charakter der Zeit. Eine Erinnerung, die genügend präsent ist, um unsere Gegenwart zu leiten. Erinnerung bedeutet, dass der Körper, das Nervensystem, das Innerste des Geistes sich erinnert. Das ist eigentlich de Hintergrund von unbewusst natürlich. Übung des Weges weckt etwas auf und verankert es in der Erinnerung, das längst vergessen schien......, dies, was längst vergessen schien und keinen Namen hat, enthüllt auf undenkbare Weise den Charakter oder  die Natur der Dinge. In diesem Punkt kann man sagen, jeder Augenblick des Lebens ist Buddha-Dharma. Selbst wenn wir nicht genau wissen, was Buddha-Dharma ist, können wir es dennoch verstehen. Die Buddhas und Patriarchen benutzen manchmal Worte, um etwas zu erklären. Aber um die eigentliche Essenz zu übermitteln, benutzten sie keine Worte. Um den Geist der Gegenwart zu übermitteln, benutzten sie den Geist der Gegenwart. Der Geist der Gegenwart ist eine Kraft, die alle Dinge durchdringt. Auf diese Weise kann der Klang einer Glocke, der Gesang des Vogels das ganze All zum Leben erwecken.


Freitag, 4.6.2011, Morgenzazen:

Gewissermaßen sind die Zweifel einfach die Rückseite des Glaubens.
Meister Deshimaru sagte manchmal: "Ich glaube an Zazen und ich glaube an das Kesa. Aber letztendlich dürfen wir nicht unseren Glauben durch ein Objekt begrenzen, nicht einmal (durch) Buddha oder Gott." In unserem Weg sagen wir, Glaube ist nicht Zweiheit, Nicht-Zweiheit ist der Glaube. In der ursprünglichen Einheit von Leben und Kosmos ist der Geist des Glaubens nicht begrenzt durch ein Objekt. Das ist unser letztendliches Ankommen bei uns selbst. In der Tat ist das, was alle Existenzen trägt zu groß oder zu subtil, um durch unser Bewusstsein erfasst zu werden. Deshalb können wir nicht wirklich ein Objekt des Glaubens benennen. Dieser Hintergrund ist groß genug, um selbst unsere Zweifel zu umfassen. Und gewissermaßen sind die Zweifel einfach die Rückseite des Glaubens. Unsere Zweifel können wir benutzen, um unseren Glauben auf tiefe Weise zu klären.

Zweifel sind nicht unanständig oder schlecht. Der ständig alles bezweifelnde Geist ist ein Hindernis, aber der Zweifel, der uns selbst in Frage stellt, ist ein Teil des Glaubens. Manchmal verlieren wir unser Vertrauen, aber wir sehen dann, dass andere uns vertrauen. Manchmal sind wir zu blind, um zu bemerken, dass andere unser Vertrauen missbrauchen. Aber wenn wir fühlen, dass andere uns aufrichtig vertrauen, dann müssen wir etwas tun. Und auf diese Weise erweitern wir selbst den Rahmen oder die Dimension unseres Glaubens. Daran kann man sehen, dass es nicht so wichtig ist, an seinem Glauben fest zu halten. Es ist ganz in Ordnung, ihn loszulassen. In unserem Weg geben wir acht darauf, unsere Praxis von Erwartungen oder Objekten des Glaubens zu befreien. Trotzdem mögen wir manchmal im Herzen sagen: Buddha hilf mir oder Gott hilf mir. Das ist kein Widerspruch. Wenn ich zu mir selbst sage, mein Glaube ist ohne Objekt, dann ist es auch etwas Sinnloses. Es ist nicht notwendig. Der Glaube des Geistes ist einfach der Glaube, der die Dinge umfasst. Wenn wir selbst Glauben haben, den Geist des Glaubens, dann bekommt unser Leben eine große Kraft. Aufgrund dieser Kraft setzen andere ihr Vertrauen in uns, nicht weil wir so toll oder so hochbegabt sind. Wenn andere ihr Vertrauen in uns setzen, müssen wir etwas tun. Und   auf diese Weise dringen wir immer tiefer ein in die Welt der letztendlichen Wirklichkeit. Auf diese Weise wird ein Buddhaland gebaut, oder das „Reine Land“ erscheint.