- Details
- Veröffentlicht am Freitag, 05. Februar 2016 21:05
Tages-Zazen am Samstag den 12. Dezember 2015
- Details
- Veröffentlicht am Mittwoch, 17. Dezember 2014 12:30
Zen Sesshin am Samstag, 7. Juni 2014 mit Andreas Seihô Woller
Wenn wir Zazen praktizieren, dann üben wir Zazen nicht nur für uns selbst. Wenn wir Kesa nähen oder Rakusu, dann tun wir das nicht nur für uns selbst. Wenn wir Samu machen, machen wir es nicht, um uns selbst zu verwirklichen.
Wir laden alle ein, an dieser Praxis teilzunehmen.
Andreas Seihô Woller
Am 7. Juni dieses nun bald vergangenen Jahres 2014 fand in unserem Dojo in Bochum ein Sesshin unter der Leitung von Zen Meister Andreas Seihô Woller statt. Wir freuen uns hier Fotos und Auszüge aus den Kusen präsentieren zu können.
Kusen 1
Die Schultern sollten in Zazen immer gut entspannt sein; ebenso der Brustkorb, der Solarplexus, die Oberarme. Zusammen mit der Ausatmung kann man die Schultern fallen lassen und sie sich entspannen lassen. Dann kann die Atmung freier werden und die Energie der Atmung kann bis zum Unterleib fließen, bis hin zum Hara.
Im Diamant-Sutra heißt es: "Der Geist, der nirgendwo verweilt, ist der wahre Geist". "Der Geist der nirgendwo verweilt" - das meint den Geist, der nicht anhaftet, nicht festhält, sich nicht verwickelt.
Wenn unser Geist bei etwas stehenbleibt, wenn wir beginnen, uns mit etwas zu beschäftigen, entsteht Verwicklung und Anhaftung. Im Gehirn werden Neuronenverbindungen geknüpft, die sich mehr und mehr verfestigen. So wird durch unsere Geist-Aktivität ein physisches Korrelat geschaffen. Etwas verfestigt sich und gewinnt Substanz.
Aber eigentlich sind es nur flüchtige Phänomene: Gedanken, Gefühle, Empfindungen, die am weiten Himmel unseres grenzenlosen Bewusstseins erscheinen - und wenn wir an nichts anhaften, nichts festhalten, ziehen sie wieder vorbei wie Wolken am Himmel. Wenn sich etwas in unserem Geist festsetzt, bekommt es Struktur, Substanz und Kraft. Es entstehen Kategorien und Konzeptionen. Wir teilen die Dinge ein in Gut und Schlecht, leicht und schwer, wünschenswert und nicht wünschenswert, angenehm und unangenehm.
In dem Moment, wo wir beginnen etwas festzuhalten, unterbrechen wir den natürlichen Fluss. So werden die Voraussetzungen geschaffen für die Entstehung von Karma.Wenn dann noch im Alltag Handlungsimpulse, die zu Handlungen führen, hinzukommen, verwirklicht sich Karma.
Zazen meint, zurückzukommen zum ursprünglichen Geist; zum ursprünglichen Geist, der nirgendwo verweilt, der sich nicht verwickelt und an nichts festhält. Um diesen Geist lebendig werden zu lassen, braucht es unsere Aufmerksamkeit, von einem Atemzug zum nächsten, unser konzentriertes Sitzen von einem Moment zum nächsten. Wenn wir so sitzen, verliert alles, was uns beschäftigt und uns umtreibt, an Wichtigkeit, verliert seinen substantiellen Charakter. Dann wird alles zu Gebilden, zu Dingen, die auf der Oberfläche des Bewusstseins dahintreiben. Dann offenbart sich der wahre Charakter aller Dinge. Form ist Leerheit, Leerheit ist Form.
Kusen 2
Wenn wir Zazen praktizieren, dann üben wir Zazen nicht nur für uns selbst. Wenn wir Kesa nähen oder Rakusu, dann tun wir das nicht nur für uns selbst. Wenn wir Samu machen, machen wir es nicht, um uns selbst zu verwirklichen.
Wir laden alle ein, an dieser Praxis teilzunehmen. Alles ist in diese Praxis mit einbezogen, und die guten Wirkungen dieser Praxis sind nicht nur für uns selbst, sondern für alle und alles. Und auch die Schwierigkeiten, die wir in der Praxis haben, sind nicht nur unsere persönlichen Schwierigkeiten.
Hier eine Geschichte aus dem alten China über Meister Zuigan. Meister Zuigan hatte die Angewohnheit, sich selbst zuzurufen, wenn er mit sich allein war: `Zuigan, Meister Zuigan!´ Daraufhin antwortete er sich selbst: `Ja, hier! – ganz wach´.- Er richtete an sich selbst die Aufforderung: Sei konzentriert, sei wach; laß Dich nicht täuschen, von nichts und niemandem.
Manchmal sollten wir vielleicht auch im Alltag uns selbst ansprechen, uns zurückrufen, wenn wir uns in etwas verwickelt oder verbissen haben. Das ist wie einen Schritt zurücktreten und wieder zu sich selbst zurückkommen. Sich aus der Verstrickung, der Anhaftung lösen und zurückkommen zum ursprünglichen Geist, zur Weite und Offenheit des ursprünglichen Geistes.
Dieses Sich-Selbst-Anrufen kann man verstehen als seinen eigenen inneren Meister ansprechen. Jeder sollte sich selbst meistern, sich selbst erziehen, ziehen, sich selbst eine gute Richtung geben. Letztlich ist es die Anrufung der uns innewohnenden Buddha-Natur. Jeder von uns hat schon diesen tiefen, reinen, universalen Geist, den es zu erwecken und zu verwirklichen gilt, …der immer schon da ist.
A.Seihô Woller